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Kreislers "Musical für eine Schauspielerin" gilt bis heute als Meilenstein. Die berührende Geschichte der jüdischen Sängerin Lola Blau während der NS-Zeit vereint viele der bekanntesten Lieder des berühmten Chansonniers.
„Wenn man
allen alles sagen könnte“ - so lautet
eine der bekannteste Textzeilen aus Georg Kreisler Musical für eine
Schauspielerin „Heute Abend: Lola Blau“. Um allen alles sagen zu können, bringt
Kreisler die Figur der Schauspielerin und Sängerin Lola Blau auf die Bühne und
zeichnet beispielhaft die Geschichte einer jüdischen Künstlerin zur Zeit des
Nationalsozialismus nach. Dabei gelang dem Chansonnier ein veritabler
Geniestreich, eine prägnante und zupackende Handlung und ein musikalischer
Parforceritt durch alle Spielarten des Chansons, gespickt mit echten Klassikern
des Genres - und mittlerweile ein echter Theater-Dauerbrenner: inspirierend,
bewegend, zeitlos.
Wir schreiben das Jahr 1938, die Zeit des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland. „Heute Abend: Lola Blau“ erzählt die Geschichte einer jüdischen Schauspielerin, die voller Vorfreude ihrem ersten Theaterengagement in Linz entgegensieht. Doch der Einmarsch Hitlers zwingt sie, in die Schweiz zu fliehen, wo sie sich zunächst als Sängerin in Cabarets durchschlägt, bevor sie von der schweizerischen Fremdenpolizei zur unerwünschten Person erklärt wird. Zum Glück gelingt es ihr, binnen kürzester Zeit eine Einreisegenehmigung in die USA zu erhalten. Dort wird sie zum gefeierten, aber auch zusehends vereinsamenden Star. Ihr ständiger Begleiter ist ihr geliebter Leo Glücksmann - wenn auch nur in Gedanken, denn in den Wirren des Krieges verlieren sich die beiden ein ums andere Mal aus den Augen. Nach Ende des Krieges kehrt Lola Blau in das Land zurück, das einst ihre Heimat war, und muss feststellen, dass das Leben dort von einem toleranten Miteinander weiter entfernt ist als je zuvor ...
In der Figur der Lola Blau vereint Georg Kreisler auf virtuose Art und Weise nahezu alle Facetten eines jüdischen Künstlerlebens zur Zeit der Verfolgung und Vertreibung in Nazi-Deutschland, die Kreisler bei seiner Flucht 1938 selbst erleben musste. Dabei gelingen ihm nicht nur ein gutes Dutzend brillanter Chansons, sondern ebenso eine Geschichte von unwiderstehlicher Sogwirkung: Zwischen virtuoser Komödie und auswegloser Tragödie schlägt Kreisler mit Sprachwitz und Melancholie den Bogen von Kunst, Liebe und den Zumutungen des Showbusiness bis zum bitteren Scheitern einer eigentlich gänzlich unpolitischen Person in düsteren Zeiten. Und scheinbar nebenbei weisen seine zündenden Pointen und klugen Einsichten weit über das reine Zeitgeschehen und die bloße Handlung hinaus, so dass Georg Kreislers One-Woman-Show bis heute nichts an Aktualität verloren hat: intelligent, böse und immer noch und immer wieder sehr berührend.
Die Inszenierung von TiC-Geschäftsführer Ralf Budde wird vom musikalischen Leiter Stefan Hüfner einstudiert und live am Klavier begleitet.